SaxTrust

Das Vorhaben SaxTrust baut direkt auf den Ergebnissen des vom BMWK geförderten Schaufensterprojektes ID-Ideal auf, in dem derzeit erste Grundlagen des künftigen Trustnets entwickelt und anwendungsbezogen erprobt werden. Das Trustnet als universelles digitales Abbild von Vertrauensbeziehungen zwischen Akteuren der Realwelt ist die nächste Evolutionsstufe des Internets. Mit dem Trustnet soll durch Mechanismen für digitales Vertrauen ein rechtssicherer digitaler Raum entstehen, in dem

• Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft im Zuge der Abwicklung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen eindeutig identifizierbar sind,

• Informationen verifizierbar und damit vertrauenswürdig sind und einen Wert besitzen,

• Transaktionen sicher und rechtskonform stattfinden und

• die Nutzer Hoheit über ihre eigenen Daten haben.

Das Trustnet

Das Trustnet ermöglicht vertrauenswürdige digitale Interaktionen und verhindert Fake und Betrug. Es bietet mit überprüfbaren Nachweisen (Verifiable Credentials) und dem Prinzip der selbstbestimmten digitalen Identitäten (SSI) einheitliche, skalierbare Vertrauensmechanismen, die allen Akteuren die Möglichkeit geben, gegenseitigen Informationsaustausch überprüfbar und interoperabel zu gestalten. Mit diesen Mechanismen kann die Authentizität von Herausgeber, Empfänger und Inhalt digitaler Nachweise automatisiert überprüft werden. Dadurch vereinfacht das Trustnet den Aufbau und die Steuerung von sowie den Zugang zu digitalen Ökosystemen.

Die im Rahmen der eIDAS-Novellierung derzeit laufende Regulierung zur Schaffung eines digitalen ID-Ökosystems auf EU-Ebene gibt der Trustnet-Vision einen rechtlichen Rahmen, der binnen zwei Jahren in ganz Europa Gesetzescharakter entfalten wird. Dies stellt in erster Linie die bei der Verwaltungsdigitalisierung in vorderster Linie agierenden Kommunen vor große Herausforderungen, da bislang zwar die technischen Komponenten für den Nachweis der Basisidentität natürlicher Personen (eID) geschaffen wurden, aber damit nur ein Bruchteil der zu digitalisierenden Verwaltungsprozesse inhaltlich und technisch abgedeckt sind. Verglichen mit der Entwicklung des Internets befinden wir uns in der Frühphase (ca.1980). 

In ID-Ideal wurden viele Ideen zum Trustnet überhaupt erst entwickelt. Anhand erster Anwendungen wurden vor allem die Baustellen und der Bedarf für Forschung und Entwicklung aufgedeckt. Das Trustnet entsteht in erster Linie durch eine hohe Bandbreite überprüfbarer digitaler Nachweise (z.B. maschinenlesbare Registerauszüge, Bescheide, Tickets etc.) sowie deren Herausgabe und Einbindung in Prüfungsprozesse verschiedener Akzeptanzstellen. Dies erfordert auch digitale Identitätslösungen für hoheitliche Akteure und juristische Personen. Anstelle der reinen Digitalisierung von Dokumenten ermöglicht das Trustnet die Automatisierung von Verwaltungsprozessen.

Für all dies gibt es jedoch – mit Ausnahme digitaler Wallet-Apps, die die Bürger anstelle von Browsern für den sicheren Datenaustausch nutzen werden – noch keinerlei technische Komponenten oder digitale Prozessbausteine am Markt. Selbst die verfügbaren Wallet-Apps für Bürger und Organisationen haben bislang eher den Status von Demonstratoren und bei weitem noch nicht die erforderliche Funktionalität, um auch das Problem der Privatheit für den Nutzer wirklich nachhaltig zu lösen.

Ziel des Projektes ist daher die modulare Konzeptionierung und Erforschung von Dateninfrastrukturen und Softwareprodukten sowie deren Anwendung, die als einzelne Prozesskomponenten und in anwendungsspezifischer Kombination die digitale Transformation von Verwaltungsprozessen in der Wirtschaft und in der Öffentlichen Verwaltung ermöglichen. Erst mit Hilfe dieser „Ur-Produkte“ und Anwendungskonzepte als Basis für Forschung und Entwicklung können grundlegende Mechanismen, Erfordernisse und Effekte des Trustnets untersucht und anschaulich gemacht werden.