Fakultät Geoinformation

Praktische Vermessungsarbeiten sind Teil des Studiums

Max und Christian über ihr Studium Geomatik

Die beiden studieren Geomatik im sechsten Semester und haben sich in der ersten Vorlesungswoche kennengelernt. Seitdem meistern sie ihr Studium gemeinsam. Im Interview sprechen sie über praktische Inhalte, Exkursionen und die Zukunftsaussichten von Geomatikern.
 

Was hat Euch motiviert, Geoinformation zu studieren?

Max: Während meiner Zeit an der Fachoberschule absolvierte ich ein halbjähriges Praktikum in einem Vermessungsbüro. Dort lernte ich die Vielfältigkeit dieses Berufsfeldes kennen und begeisterte mich vor allem für die abwechslungsreichen Aufgaben. Da mich die Fachrichtung sehr interessierte, entschloss ich mich, Geomatik zu studieren. Auch während des Studiums habe ich immer wieder neue Aspekte und Facetten des Berufsfeldes kennengelernt.

Christian: Nach meiner Ausbildung zum Vermessungstechniker war ich zwar sehr erleichtert, endlich ausgelernt zu haben, aber ich hatte trotzdem den Wunsch, weiter zu machen und mich in diesem Bereich weiter zu bilden. Ich finde, dass die Vermessung bzw. Geodäsie sehr viele interessante Fachgebiete bietet. Es gibt ja nicht nur die klassische Vermessung, sondern es hängen so viele Bereiche dran, die man erst im Studium kennenlernt und die bei mir großes Interesse geweckt haben. Von der Fernerkundung mit Satelliten über das Laserscanning bis hin zu Analysen und anderen Aufgaben im Geoinformationsbereich ist dieser Studiengang sehr vielseitig.
 

Ihr habt euch damals während der ESE-Woche kennengelernt und seid bis heute befreundet. Wie würdet ihr den Zusammenhalt unter den Studierenden generell beschreiben?

Max: Durch die relativ kleine Studiengruppe von ca. 30 Personen kennt man sich untereinander sehr gut. So kann man sich bei Problemen und Fragen oft gegenseitig helfen. Außerdem müssen die meisten Praktika sowieso in Gruppen absolviert werden und da klappt die Arbeitsteilung meistens perfekt und man ergänzt sich durch die unterschiedlichen Erfahrungen gut.

Christian: Wir kennen uns alle sehr gut. Durch die Praktika und die Exkursionen lernt man sich auch noch einmal viel besser kennen. Nach einer gewissen Zeit weiß auch jeder, welche Stärken und Schwächen die anderen in unserem Jahrgang haben. Diese Stärken können wir beim gemeinsamen Lernen nutzen, um die Schwächen der anderen auszugleichen.
 

Könnt ihr etwas über die Professorinnen und Professoren sagen und wie sie lehren?

Max: Die meisten Lehrenden setzen auf zukunfts- und praxisorientierte Inhalte. So wird zum Beispiel etwas in der Vorlesung besprochen und dann direkt im Praktikum ausprobiert. Außerdem werden häufig Exkursionen durchgeführt, um uns auch speziellere praktische Anwendungen näher zu bringen. Dazu gehört auch, dass Gastdozenten von anderen Fakultäten oder Unternehmen bei uns Vorträge halten, um uns auf die technische Entwicklung und den „State of the Art“ der Methodik vorzustellen.

Christian: Im Laufe des Studiengangs habe ich viele Profs und Laboringenieur*innen aus unserer Fakultät, aber auch aus anderen Fakultäten kennengelernt. Wichtig ist, dass man im Gegensatz zur Schule lernt, aktiv um Hilfe zu bitten. Die Lehrenden stehen einem mit Rat und Tat zur Seite und man kann mit allen auf Augenhöhe sprechen. Das klassische Arbeiten an der Tafel gibt es kaum noch. Stattdessen werden die Skripte im Opal-Kurs vorab online zur Verfügung gestellt. Ich kann entweder auf dem Tablet mitschreiben oder mir die Skripte ausdrucken.
 

Welche Art von Projekten oder Praktika habt ihr während eures Studiums gemacht und wie haben sie eure berufliche Entwicklung beeinflusst?

Max: In fast allen Modulen finden Praktika statt, um die verschiedenen Facetten des Berufsfeldes kennenzulernen. Dazu gehören die Gleisvermessung, die Erstellung von Lageplänen, das Scannen und Modellieren von Gebäuden, die Bauwerksüberwachung und Absteckung oder auch Katasterarbeiten. Besonders hervorheben möchte ich aber auch die Möglichkeit, an Auslandspraktika teilzunehmen. So hatte ich zum Beispiel die Möglichkeit in die Mongolei zu reisen.

Christian: Die Praktika finden sowohl im Innen- als auch im Außendienst statt. Dabei lernen wir verschiedene CAD- und GIS-Anwendungen an realen Beispielen kennen, wie sie auch im Berufsleben vorkommen können (z.B. Erreichbarkeitsanalyse, Lageplan oder Gebäudemodellierung). Im Außenbereich führen wir alle Messmethoden zur Erfassung der örtlichen Gegebenheiten durch.
 

Gibt es ein besonders inspirierendes oder prägendes Erlebnis, von dem ihr berichten könnt?

Max: Besonders einprägsam und unvergesslich war auf jeden Fall die Exkursion in die Mongolei. Wir lebten eine Woche fernab der Zivilisation bei den Nomaden in der Steppe. Während dieser Zeit arbeiteten wir mit der Nationaluniversität der Mongolei und dem Deutschen Archäologischen Institut zusammen und übernahmen auch deren Forschungscamp. Wir beschäftigten uns mit der Vermessung des Geländes um die ehemalige Hauptstadt des mongolischen Reiches „Karabalgasun“. Dazu führten wir mehrere Befliegungen mit einer Drohne durch, um ein 3D Geländemodell zu erhalten und so Rückschlüsse auf die Größe und Aufteilung der Stadt zu ziehen. Darüber hinaus haben wir versucht, den Boden unter einigen Wällen und alten Anlagen mittels Bodenradar zu scannen, um mögliche Bauwerke oder Funde zu lokalisieren. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, bereits geborgene Funde photogrammetrisch einzuscannen und als 3D-Objekte in einem Online-Museum verfügbar zu machen. Am Ende der Exkursion präsentierten wir unsere Ergebnisse an der Nationaluniversität der Mongolei in Ulaanbaatar. Nicht nur das Land mit seiner atemberaubenden Landschaft, sondern auch die Kultur und die Menschen lernten wir durch die Zusammenarbeit mit den mongolischen Studierenden intensiv kennen. Diese einzigartige Erfahrung hat es mir ermöglicht, wertvolles Praxiswissen im Rahmen meines Studiums zu erwerben und gleichzeitig eine völlig neue „Welt“ zu entdecken.
 

Geomatiker sind nicht nur die mit der gelben Jacke am Straßenrand, sondern auch diejenigen, die Navigationssysteme programmieren, digitale Karten erstellen, 3D-Modelle für den Denkmalschutz generieren, Gebäude von der Planung bis zum Betrieb überwachen und Geodaten für die Stadtplanung analysieren.

 

Max

Gab es einen unvergesslichen Moment oder eine unerwartete Erfahrung, die dazu beigetragen hat, dass ihr euer Verständnis für euer Fachgebiet vertieft habt?

Max: Im dritten Semester hatten wir eine Exkursion nach Bad Muskau. Dort sollten wir in Kleingruppen selbstständig einen Teil des berühmten Fürst-Pückler-Parks vermessen. Ziel war es, eine Art Lageplan für die Bäume zu erstellen, damit die Parkverwaltung genau über die Beschaffenheit der Bäume und des Geländes Bescheid weiß. Dabei sollte nicht nur der Standort der Bäume erfasst werden, sondern auch deren Durchmesser und Höhe. Am Ende sollten die Daten der einzelnen Gruppen zu einem Plan zusammengefügt werden. Da wir uns selbst organisieren und planen mussten, wurde hier noch einmal deutlich, wie wichtig Absprachen und Teamarbeit sind. Außerdem haben wir hier gelernt, unsere Messgenauigkeit zu verbessern.

Christian: Vor allem das Verständnis für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Beobachtungen ist mir erst durch das Studium klargeworden. Egal wie genau und sorgfältig man misst, man kann nie den wahren Wert einer Messgröße exakt bestimmen, sondern nur durch mehrere Messungen einen Bereich definieren, in dem der wahre Wert liegt. Das war mir nach der Ausbildung nicht so bewusst, sondern ist mir erst durch die vermittelte Theorie klar geworden.
 

Wie würdest du das Campusleben bei uns beschreiben?

Max: Über Instagram oder die Whatsapp-Community der Fakultät wird man regelmäßig über anstehende Aktivitäten informiert. So gibt es unter anderem Grillfeste oder Wanderungen in die Sächsische Schweiz. Auch die Erstsemester-Eröffnungsparty findet alle zwei Semester in einem der vielen Dresdner Clubs statt. Neben dem Studium können die Studierenden aus einer Vielzahl von Sportangeboten der Hochschule wählen. Neben den sportlichen Aktivitäten werden auch andere Kurse angeboten und einmal in der Woche kann man im großen Hörsaal einen Film anschauen. Nach den Vorlesungen kann man sich in die Bibliothek setzen und sich auf die Prüfungen vorbereiten oder den Stoff der Vorlesungen nacharbeiten. Auf dem Campus gibt es mittags immer leckeres Essen zu günstigen Preisen in der Mensa und wenn einem das Essen dort nicht schmeckt, gibt es in der Nähe Supermärkte, Bäckereien und andere Einkaufsmöglichkeiten.
 

Wie sieht das Leben in Dresden außerhalb des Campus aus?

Christian: Was Dresden besonders auszeichnet, ist der kulturelle Kontrast zwischen der Altstadt und der Neustadt. In der Neustadt kann man vor allem im Sommer schön an der Elbe sitzen und picknicken, mit einem der besten Ausblicke auf die schöne Altstadt. Auf der anderen Seite bietet die Neustadt eine moderne und auf ihre Art einzigartige Atmosphäre. Besonders abends kann man dort, unabhängig vom Wochentag, in zahlreiche Bars gehen.
 

Exkursion nach Bad Muskau

Wie würdet ihr die Vielfalt an Perspektiven und Hintergründen unter den Studierenden in eurem Studiengang beschreiben und wisst ihr schon, wie es für euch nach dem Studium weitergeht?

Christian: Die Hälfte unseres Jahrgangs hat bereits eine Ausbildung zum Vermessungstechniker absolviert und weiß genau, in welchem Bereich sie nach dem Studium arbeiten möchte. Am häufigsten werden die klassische Ingenieurvermessung und die Katastervermessung genannt. Da ich weiterhin als Werkstudent in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb tätig bin, weiß auch ich genau, in welche Richtung es für mich gehen soll. Dennoch merkt man immer wieder, dass in unserer Branche eine große Nachfrage in den unterschiedlichsten Bereichen besteht.

Max: Aber auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung, direkt nach dem Abitur, kommt man im Studium sehr gut klar. Es gibt viel Hilfe und Austausch untereinander, so dass keiner auf der Strecke bleibt. Erst im Laufe des Studiums ist mir bewusstgeworden, wie vielfältig die Geomatik eigentlich ist. Durch die einzelnen Module bekommt man einen guten Einblick in viele verschiedene Fachbereiche. Durch die unterschiedlichsten Vertiefungen kann man in sehr vielen verschiedenen Berufsfeldern arbeiten.
 

Über das Studium Geomatik

Absolventinnen und Absolventen dieses Studiums gehören zu den Experten im Umgang mit Geoinformationen, d.h. mit allen Daten unseres Lebensraumes Erde. Sie verfügen über theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten in der Erfassung, Berechnung und graphischen Darstellung von Geodaten und können Projekte in der Ingenieur- und Katastervermessung selbständig durchführen. Der sichere Umgang mit umfangreichen und komplexen Geoinformationen sowie deren effiziente Speicherung und Verarbeitung in Geoinformationssystemen und Datenbanken gehört zu ihren Kernkompetenzen. Durch Kreativität und technologisches Fachwissen können Geoinformationen strukturiert und kartographisch visualisiert für vielfältige Anwendungen nutzbar gemacht werden. Darüber hinaus besteht die Fähigkeit, neue, innovative Software und Anwendungen zu entwickeln.