Regenbogenfarben abstrakt
pixabay

Handlungsempfehlung Diversitätssensible Sprache

Mitgemeint heißt oft nicht mitgedacht!

Warum?

An wen denken Sie bei diesem Satz:

„Bereits um 1840 schrieben Mathematiker die ersten Computerprogramme.“

Die meisten unter uns werden bei diesem Satz vermutlich eine Gruppe von Männern vor Augen haben. Tatsächlich schrieb das erste Computerprogramm jedoch die britische Mathematikerin Ada Bryon, Lady Lovelace (1815-1852).

 

Ob Sprache diskriminiert, hängt vor allem vom Kontext ab: Wer sagt was zu wem, unter welchen Umständen und wie?
Da Sprache die Wirklichkeit bzw. gesellschaftliche Verhältnisse verändern kann, setzt sich die HTW Dresden bewusst für einen diskriminierungsarmen Sprachgebrauch ein. Die Hochschule möchte damit zur Sensibilisierung für Diskriminierung und zum Um- und Mitdenken beitragen. Ein reflektierter Sprachgebrauch ist in diesem Sinne ein Instrument, um mehr Chancengleichheit zu erreichen.

Wie?

Im Folgenden möchten wir Sie mit praktischen Tipps und Formulierungsbeispielen beim Gebrauch von geschlechtergerechter und diskriminierungsfreier Sprache unterstützen. Diese Handlungsempfehlung ist nicht als strenger Regelkatalog zu verstehen. Wir möchten Sie vielmehr einladen, über die Wirkung von Sprache nachzudenken, gängige Formulierungen kritisch zu hinterfragen und mit Sprache bewusst und kreativ umzugehen.

Handlungsempfehlung als PDF

Download

Geschlechtergerechte Sprache

Eine geschlechtergerechte Sprache (Gendern) sollte nicht nur Männer und Frauen sondern auch Menschen mit diversen Geschlechtsidentitäten ansprechen. Damit kann ein Bewusstsein für die Geschlechtervielfalt geschaffen werden und dafür, dass Geschlechterrollen nicht nur biologisch bestimmt sind. 

Um Texte lesbar und verständlich für Menschen mit Seh- und Lesebehinderungen und Screenreader zu gestalten, empfiehlt die HTW Dresden vorrangig neutralisierende Formen des Genderns zu verwenden. Sollte es nicht möglich sein, eine neutrale oder umschreibende Formulierung zu anzuwenden, empfiehlt die HTW Dresden die Nutzung des Gendersterns (*) und folgt damit der aktuellen Position des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands.

Benennung von Frauen und Männern

An Stelle von...

  • Professoren
  • Kollegen

Besser:

  • Professorinnen und Professoren
  • Kolleginnen und Kollegen

Achten Sie in Texten, die sich auf eine bestimmte Personengruppe beziehen auf die Beschreibungen von Frauen und Männern. 

z.B. Die Wissenschaftlerin wurde mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. 

Achten Sie auch bei juristischen Personen, Institutionen, Gegenständen usw. auf Kongruenz und Rechtschreibung. Wenn diese einen weiblichen Artikel haben, sollten sie grammatikalisch korrekt auch als weibliche Substantive behandelt werden.

z.B. Die Hochschule ist eine wichtige Partnerin insbesondere von mittelständischen Unternehmen in Sachsen.

Im Hinblick auf Anredeformen, Titel und Namen sollte auf Symmetrie geachtet werden. Zur besseren Identifizierung von Personen können entweder die Vornamen der Personen durchgängig ausgeschrieben oder die Anrede Frau/Herr und dazu die Titel genannt werden.

An Stelle von...

  • Die Studierenden wurden von Prof. Ahlers und Frau Prof. Behrens willkommen geheißen.
  • Die Veranstaltung wurde von dem Rektor und dem Kanzler eröffnet.

Besser:

  • Die Studierenden wurden von Prof. Dirk Ahlers und Prof. Nina Behrens willkommen geheißen.
  • Die Studierenden wurden von Herrn Prof. Ahlers und Frau Prof. Behrens willkommen geheißen.
  • Die Veranstaltung wurde von der Rektorin und dem Kanzler eröffnet.

Genderinklusive Sprache

An Stelle von...

  • Die Teilnehmerin/der Teilnehmer 
  • Die Lehrerin/der Lehrer
  • Die Studentin/der Student

Besser:

  • Teilnehmende
  • Lehrende
  • Studierende

 

An Stelle von...

  • Die Arbeitnehmerin/Der Arbeitnehmer
  • Die Chefin/der Chef
  • Die Professorin/der Professor

Besser:

  • Beschäftigte
  • Vorgesetzte
  • Professur

Tipp: Wortzusammensetzungen mit -person, -kraft,  -berechtigte

z.Bsp.

  • Ansprechperson
  • Lehrkraft
  • Führungskraft
  • Mitglied

An Stelle von...

  • Die/der Berechtigte
  • Die/der Jugendliche

Besser:

  • Die Berechtigten
  • Die Jugendlichen

zum Beispiel: 

  • Person
  • Mensch
  • Mitglied
  • Hilfskraft

An Stelle von...

  • Die Ingenieurin/der Ingenieur
  • Die Professorin/der Professor
  • Die Wissenschaftlerin/der Wissenschaftler

Besser:

  • Ingenieur*innen
  • Professor*innen
  • Wissenschaftler*innen

An Stelle von...

  • Der Antragsteller muss das Formular unterschreiben.
  • Teilnehmer werden gebeten, ihre Jacken an der Garderobe abzugeben
  • Unterschrift des Mitarbeiters:

Besser:

  • Bitte unterschreiben Sie hier das Formular.
  • Bitte geben Sie Ihre Jacke an der Garderobe ab.
  • Ihre Unterschrift:

An Stelle von...

  • Hilfe eines Fachmanns
  • Nachwuchswissenschaftler
  • Verfasser

Besser:

  • Fachliche Hilfe
  • Wissenschaftlicher Nachwuchs
  • Verfasst von

An Stelle von...

  • Teilnehmer müssen Folgendes beachten.

Besser:

  • Folgendes ist zu beachten.
  • Wir müssen Folgendes beachten.
  • Man muss Folgendes beachten.

An Stelle von...

  • Alle Teilnehmer
  • Antragsteller

Besser:

  • Alle, die teilnahmen
  • Personen, die einen Antrag gestellt haben

Ist Ihnen die Geschlechtsidentität einer Person nicht bekannt, können Sie neutrale Anreden wie z.B.

  • Liebe Verantwortliche
  • Guten Tag/Guten Morgen/Guten Abend Vorname Nachname

verwenden oder erfragen, wie die Person angesprochen werden möchte.

Es kommt immer öfter vor, dass Personen ihr gewünschten Pronomen in der E-Mail-Signatur aufführen:

  • sie/ihr
  • er/ihm
  • they/them oder sier/siere für nichtbinäre Personen

Hinweise zum geschlechtergerechten Formulieren

  1. Für die interne und externe Kommunikation, Info- und Merkblätter möglichst exakte und neutrale Formulierungen verwenden
    wenn dies nicht möglich oder zu umständlich ist:
  2. Genderstern(*) verwenden
  3. Bei rechtsverbindlichen Dokumenten (Ordnungen, Richtlinien, Satzungen) die Paarform verwenden

Weitere Anregungen zur diversitätssensiblen Sprache

Die Verwendung einer diversitätssensiblen Sprache macht Vielfalt sichtbar. Die Wahrnehmung der verschiedenen Eigenschaften von Menschen und deren Wechselbeziehungen ermöglichen es, Personen nicht als Teil einer spezifischen Gruppe wahrzunehmen, sondern sie gleichberechtigt in allen Situationen einzubeziehen. Mit den folgenden Anregungen möchten wir Sie für weitere Merkmale und die potentielle Überschneidung von Diskriminierungen (=Intersektionalität) sensibilisieren.

Bilder ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich als Texte und haben eine höhere Kommunikationsgeschwindigkeit. Die Bildsprache vermittelt direkt, schnell und einfach Inhalte und spricht uns auf emotionaler Ebene an. Dadurch erinnern wir uns besser an Bilder, nehmen ihre Botschaft aber eher indirekt wahr. Die Aufmerksamkeit bei der Betrachtung eines Bilds erhöht sich, wenn darauf Menschen abgebildet sind. Die bewusste Darstellung von Vielfalt auf Bildern kann dazu beitragen, dass sich mehr Menschen dadurch angesprochen fühlen und die zum Bild gegebenen Informationen als für sich relevant betrachten.

Anregungen zu einer diversitätssensiblen Bildsprache:

  • Vielfalt ins Bild bringen und Menschen diverser Geschlechter, ethnischer und nationaler Zugehörigkeiten, sozialer Lagen, Altersgruppen mit und ohne Behinderung darstellen
  • Stereotype brechen und Menschen verschiedener Geschlechter und Altersgruppen gleichberechtigt bei Tätigkeiten darstellen, Familien nicht nur traditionell abbilden
  • Themenspezifische Besetzungen aufbrechen. Im Bereich Internationales: nicht nur People of Color abbilden. Im Bereich Inklusion: nicht nur sichtbar behinderte Menschen abbilden
  • Gemeinsamkeiten betonen und Fokus auf gemeinsame Aktivitäten und Gesichter legen anstatt auf Hilfsmittel und Kleidung
  • Bildkomposition beachten und sich bewusst sein, dass Menschen je nach Standpunkt im Bild (vorn, hinten, scharf, unscharf, aktiv, inaktiv, klein groß) unterschiedlich wichtig wahrgenommen werden

 

Anregungen und Beispiele für diversitätssensible Formulierungen zu den Dimensionen 

  • physische und psychische Behinderungen
  • ethnische Herkunft und Nationalität
  • soziale Herkunft
  • Lebensalter
  • sexuelle Orientierung
  • Religion und Weltanschauung

sowie zu Formulierungen im englischen Sprachgebrauch finden Sie in der Handlungsempfehlung "Ausgesprochen vielfältig"​​​​​​​ der Koordinierungsstelle Chancengleichheit.

Checkliste für die Formulierung von Texten

  • Wen möchte ich ansprechen?
  • Über wen schreibe ich?
  • Verwende ich die Eigenbezeichnungen von Gruppen und Personen?
  • Verwende ich die exakten Personenbezeichnungen für Frauen und Männer?
  • Stehen die männlichen Personenbezeichnungen in meinem Text tatsächlich immer nur für Männer?
  • Kann ich Formulierungen verwenden, die neutral sind und dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechen?
  • Ist der Text verständlich, gut lesbar und übersichtlich gestaltet?

Quellen