Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie

Zukunftscluster innovative berufliche Bildung (CLOU)

Mann sitzt am Schreibtisch und arbeitet am Laptop
Pixabay

Allgemeines

Das Projekt Zukunftscluster innovative berufliche Bildung, kurz CLOU, ist Teil des Innovationswettbewerbs InnoVET.

Mit dem Programm InnoVET fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bundesweit Projekte mit dem Ziel, die Attraktivität, Qualität und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung zu steigern. Durchgeführt wird das Programm vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Hintergrund

Das Gewinnen, Qualifizieren und Halten von Fachkräften ist eine Kernfrage für Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie, insbesondere der Kleinunternehmen sowie mittelständigen Unternehmen (KMU). Eine unternehmensspezifische berufliche Höherqualifizierung nach Abschluss einer Berufsausbildung ist derzeit mit hohen Hürden verbunden. Zu häufig führt daher der weitere Bildungsweg qualifizierungswilliger Mitarbeiter dazu, dass den KMU gut qualifizierte Fachkräfte verloren gehen.

Durch das Projekt CLOU werden branchenspezifische Bildungsangebote geschaffen sowie das betreffende berufliche Bildungspersonal qualifiziert.

Arbeitsschwerpunkte der HTW Dresden

Tiefenanalyse

Es wird analysiert, welches Potential für die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung besteht. Untersucht werden dafür die Tätigkeitsfelder von Labor- und Bedienerberufen im Vergleich zum Chemieingenieur.

Entwicklung, Test und Evaluation von Qualifizierungsangeboten

Es werden horizontale als auch vertikale Bildungsangebote für Labor- und Bedienerberufe sowie labornahe Tätigkeiten geschaffen. Hiefür werden geeignete digitale Lehr- und Lernformen verwendet. Das vermittelte Fachwissen beinhaltet übergangsrelevante Themenbereiche aus der Chemie wie allgemeine, analytische, anorganische und organische Chemie, aber auch Themen der Anlagen- und Arbeitssicherheit, der Digitalisierung und vernetzten Produktion sowie wesentliche Aspekte der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.

Durch die Entwicklung einer gemeinsam nutzbaren Praktikumsbörse für Angehörige des beruflichen sowie des hochschulischen Bildungssystems wird die Durchlässigkeit zwischen den beiden Systemen gefördert. Der Pool soll Angebote für Studienzweifler schaffen. Durch Praktika werden die beruflichen Möglichkeiten bei KMUs kennengelernt und Einblicke in die Tätigkeiten der Labor- und Bedienerberufe der betrieblichen Ausbildung gewonnen. In der umgekehrten Richtung bietet der Pool für berufserfahrene Absolventen der beruflichen Bildung einen Zugang zu den Angeboten des Übergangs in hochschulische Bildungswege. Die Angebote ermöglichen ihnen, die Arbeitsweisen und Inhalte der hochschulischen Bildung kennen zu lernen.

Ziel ist die Entwicklung eines Tools zur fachlichen Kompetenzmessung. Hierfür wird ein Aufgabenpool basierend auf den Inhalten der betreffenden Lerninhalte für die Lernplattform OPAL programmiert. Dieser ist abgestimmt auf die horizontalen als auch vertikalen Bildungsangebote für Labor- und Bedienerberufe. Mit dem Ziel einer wechselseitigen Anerkennung von Leistungen im Rahmen einer elektronisch-gestützten Prüfung sowie Ableitung entsprechender Qualifizierungsmodule ("Lückenbausteine") werden daraus elektronisch-gestützte Prüfungen erstellt. Dies soll die wechselseitige Anerkennung von Leistungen zwischen beruflichem und hochschulischem Bildungssystem erleichtern.

PROJEKTERGEBNISSE

Das im InnoVET-CLOU-Projekt entwickelte fachliche Kompetenzmesstool HTWDATO (HTW Dresden - Digitales Anrechnungs- und Anerkennungstool) beruht auf Analyseergebnissen von Ausbildungspläne, Ausbildungsverordnungen, Studienordnungen und Modulbeschreibungen für Chemieberufe. Es verfolgt das Ziel Übergänge und Anerkennung der erworbenen Fachkompetenzen zu erleichtern.

Das Ziel des fachlichen Kompetenztools ist es, die chemisch-fachlichen Kompetenzen von Lernenden zu erfassen. Damit sollen die erworbenen Kompetenzen anrechnungsfähig gemacht und den Lernenden geeignete Bildungsangebote unterbreitet werden können. Das Tool soll sowohl formelle als auch informelle Kompetenzen nachweisen und sicherstellen, dass diese in prüfungsähnlichen Situationen gemessen werden.

Der Fokus des Kompetenztools liegt auf der standardisierten Kompetenzmessung im direkten fachlichen Kontext. Die fachliche Kompetenzmessung erfolgt in digitalen Leistungsmessungen, die prüfungsähnliche Situationen simulieren. Dies ermöglicht eine präzise Bewertung der fachlichen Fähigkeiten und des Fachwissens der Lernenden.

Das digitale fachliche Kompetenztool bietet mehrere Vorteile:

  • Erleichterung der Anrechnungsprozesse: Die Anrechnung von Kompetenzen in Fortbildungs- und/oder Studienmodulen wird erleichtert.
  • Zeitliche und örtliche Flexibilität: Lernende können die fachliche Kompetenzmessung unabhängig von Zeit und Ort durchführen.
  • Parametrisierte Aufgaben: Die Aufgaben können parametrisiert und individuell angepasst werden.
  • Anpassung der Kompetenzmessung: Die fachliche Kompetenzmessung kann flexibel die unterschiedlichsten Einsatzszenarien angepasst werden.
  • Automatische oder händische Auswertung: Sowohl eine automatische als auch eine händische Auswertung der Test- und Teilnehmendenergebnisse ist möglich, was die Effizienz der Datenverarbeitung erhöht.

Insgesamt bietet das digitale fachliche Kompetenztool eine moderne und effiziente Möglichkeit, die chemisch-fachlichen Kompetenzen von Lernenden zu erfassen und anzuerkennen, wodurch die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung verbessert wird.

Im Rahmen des InnoVET-CLOU-Projekts wurde eine umfassende Analyse durchgeführt, um Brückenkurse zu entwickeln, die den Übergang zwischen verschiedenen Bildungsstufen erleichtern. Die Vorarbeit umfasste die Analyse der Ausbildungspläne und Ausbildungsverordnungen für Chemielaboranten und Chemikanten sowie die Studienordnung und Modulbeschreibungen für den Bachelor of Science an der HTW Dresden.

Analysenergebnisse:

  • Identifizierung von Schnittmengen, die zeigen, welche Kompetenzen die jeweiligen Ausbildungszweige nach ihrem Abschluss beherrschen müssen.
  • Die angewendeten Taxonomiestufen verdeutlichen, dass die Tiefe der einzelnen Fachbereiche sich deutlich unterscheidet.

     

Die entwickelten digitalen Kurse im Rahmen des InnoVET-CLOU-Projekts können in drei Niveaustufen eingeordnet werden:

  1. Studieneingangsniveau: Diese Kurse richten sich an Studienanfänger und zielen darauf ab, die Grundlagen der chemischen Ausbildung zu vermitteln und die Heterogenität der Studienanfänger aufzulösen. Ein Beispiel ist der Basiskurs „Allgemeine und Analytische Chemie“, der besonders für den Übergang von der Schule zum Studium geeignet ist.
  2. Fortgeschrittenenniveau: Diese Kurse entsprechen der Vertiefung in höheren Fachsemestern und bauen auf den Grundlagenkursen auf.
  3. Expertenniveau: Diese Kurse entsprechen dem Wissensstand im Masterstudium und bieten eine tiefgehende Spezialisierung.

 

Die Lerninhalte der Kurse sind so konzipiert, dass das Erreichen des Lernziels durch passgenaue Übungsaufgaben in Selbstkontrolle überprüft werden kann. Durch diese strukturierte und differenzierte Kursentwicklung wird der Übergang zwischen verschiedenen Bildungsstufen erleichtert und die Anerkennung der erworbenen Kompetenzen verbessert. Weitere digitale Angebote sind für die Module „Gefahrstoffe/Technische Sicherheit“ und „Grundlagen der Reaktionstechnik“ entwickelt wurden.

AKTIVITÄTEN

Im zurückliegenden Projektjahr präsentierten die Projektmitarbeiter der HTW Dresden in Workshops, auf wissenschaftlichen Tagungen und im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen ihre Projektergebnisse:

  • Wissenschaftsforum (WiFo) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) in Leipzig im September 2023
  • DiCE-Tagung im März 2023

Mit den Posterbeiträgen auf dem WiFo 2023 nahmen Frau Köhler und Herr Kranz die Chance wahr, auf der zentralen Anlaufstelle der gesamten Chemiebranche, das InnoVET-CLOU-Projekt im wissenschaftlichen Bereich vorzustellen und zu bewerben:

 

Im Rahmen der DiCE-Tagung 2023 (DiCE: Digitalisation in Chemistry Education) der GDCh-Fachgruppe Chemieunterricht präsentierte Herr Kranz in einem Tooltip seine Arbeit zur "Erstellung von digitalen Protokollen in OPAL mit ONYX". Zusätzlich wird der Tagungsbeitrag als open-access in einem Konferenzband veröffentlicht. Mit Beiträgen zu best practices aus der digitalen Lehre bei den Netzwerktreffen für Mathe/Physik und E-Learning an der HTW Dresden und der TU Dresden und auf dem Workshop on e-Learning (WeL) an der HTWK Leipzig nutzten Herr Kranz und Frau Köhler die Möglichkeit, Ergebnisse bei der Entwicklung digitaler Lernszenarien vorzustellen, in den Austausch zu kommen und neueste Erkenntnisse in die weitere Projektarbeit einfließen zu lassen. Für den Tagungsband zum WeL wurde ein Beitrag zur „Entwicklung digitaler Lernszenarien“ eingereicht.

Die Beiträge und Diskussionen bei den Tagungen des HRK Modus-Projektes in München und Essen zeigten eindrucksvoll, wie aktuell und wichtig das Thema der Anrechnung und Anerkennung von formellem und informellem Wissen für erfolgreiche Bildungswege ist. Dies bestätigte den in CLOU verfolgten Ansatz der Nutzung digitaler Werkzeuge zur Anrechnung und Anerkennung und die besondere Bedeutung dieser als wesentliches Element zur Stärkung reziproker Durchlässigkeit in der Praxis.

Die Projektgruppe nutzte zudem den Campustag der HTW Dresden und die Lange Nacht der Wissenschaft, um ihre Ergebnisse auch der breiten Öffentlichkeit mit Mitmachversuchen und Postern zu präsentieren und so auf die Attraktivität der beruflichen Wege in der Chemiebranche aufmerksam zu machen.

Projektpartner

  • Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden (SBG Dresden),
  • Bildungswerk Nordostchemie e.V. (bbz Chemie),
  • Ausbildungsverbund Olefinpartner gGmbH (AVO),
  • Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. für Leistungen ihres Fraunhofer-Instituts für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP),
  • Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden), Fakultät Landbau/Umwelt/Chemie, Professur Technische Chemie (Prof.in Harre),
  • Technische Universität Dresden (TU Dresden): Fakultät für Erziehungswissenschaften, berufliche Fachrichtung Labor- und Prozesstechnik, Didaktik der Chemie (Prof.in Niethammer), Fakultät für Erziehungswissenschaften, Professur für Erwachsenenbildung, Schwerpunkt Beruflicher Weiterbildung und komparative Bildungsforschung (Prof.in Bohlinger),
  • Technische Universität Darmstadt, AB Technikdidaktik (Prof. Tenberg),
  • Forschungsinstitut für Leder und Kunststoffbahnen gGmbH (FILK),
  • Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e.V. (HZDR)

Projektkoordination

  • Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden (SBG Dresden)

Weiterführende Informationen

Weitere Dokumente/ Antragsformulare finden Sie hier: https://www.htw-dresden.de/luc/forschung/clou

Gefördert als InnoVET-Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.