Lehrpreis 2024

Preis für gute Lehre der Fakultät Maschinenbau

Im Rahmen der feierlichen Übergabe der Lehrpreise durch die Rektorin Prof. Katrin Salchert am Dies academicus wurden 10 Kolleginnen und Kollegen für ihre Leistungen ausgezeichnet. 

Der Lehrpreis der Fakultät Maschinenbau 2024 wurde an Dipl.-Ing. Holger Kühne und Dipl.-Ing. Raphael Borkert übergeben.

Dipl.-Ing. Holger Kühne und Dipl.-Ing. (FH) Raphael Borkert arbeiten an der Fakultät Maschinenbau als Laboringenieure im Bereich der Fahrzeugtechnik. Darüber hinaus engagieren sie sich für ein breites Spektrum an Aufgaben, welches der internen Ausbildung und der Öffentlichkeitsarbeit an der Fakultät Maschinenbau zu Gute kommt. Die Studierenden der Fakultät haben Herrn Kühne und Herrn Borkert wegen ihres großen Engagements für die Lehre vorgeschlagen. Die beiden Laboringenieure sind für alle Anliegen immer zeitnah ansprechbar und lösen diese sehr schnell und zuverlässig.

Wir gratulieren den Lehrpreisträgern 2024 der Fakultät Maschinenbau recht herzlich für ihre Leistungen in der Ermöglichung guter Lehre an der HTW Dresden! 

Interview mit Dipl.-Ing. Holger Kühne und Dipl.-Ing. Raphael Borkert

Sie haben den Lehrpreis der HTWD für die Fakultät Maschinenbau verliehen bekommen. Was macht für Sie gute Lehre aus? 

Eine gute Lehre ist für uns, wenn der zu übermittelnde Lehrstoff aus didaktischer Sicht im Vorfeld so aufbereitet wurde, dass er für die Studierenden gut verständlich ist. Bei uns betrifft das hauptsächlich die Praktikumsanleitung. In der Lehrveranstaltung selbst, also im Praktikum, ist pädagogisches Geschick gefragt, um wirklich alle Teilnehmer „mitzunehmen“. Das ist besonders wichtig, da in der Nutzfahrzeugtechnik und der Hydraulik/Pneumatik sehr spezielle Dinge gelehrt werden, bei denen oft nur geringe Vorkenntnisse vorhanden sind. Vor allem der direkte Kontakt mit den Studierenden ist dabei besonders wichtig, um Unklarheiten frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Das geht nur im direkten Gespräch.

Sie wurden von den Studierenden der Fakultät wegen ihres großen Engagements für die Lehre insbesondere in Ihren Laborpraktika für den Lehrpreis vorgeschlagen. Was ist das Besondere in Ihren Praktika, setzen Sie besondere Methoden ein?

Eine Praktikumsgruppe wird bekanntermaßen aus einer halben Studiengruppe gebildet, also maximal 10 Studierende. Da sich in dieser relativ großen Gruppe nicht jeder bzw. jede aktiv am Versuch beteiligen kann, haben wir unsere Versuchsstände so konzipiert, dass kleine Praktikumsgruppen von je zwei Studierenden gebildet werden, die dann gleichzeitig an fünf unterschiedlichen Versuchsständen arbeiten. Aus diesem Grund betreuen wir diese fünf Gruppen gemeinsam. Somit können schnell Unklarheiten ausgeräumt werden. Allerdings muss auch eine gewisse Selbständigkeit gewährleistet sein.

Die Versuche sind dabei so aufgebaut, dass die Studierenden tatsächlich etwas praktisch durchführen müssen. Wenn man etwas eigenständig ausgeführt hat, bleibt der vermittelte Lehrinhalt deutlich besser im Gedächtnis als zum Beispiel bei einer reinen Vorführung. Auch gemachte Fehler haben so einen deutlich besseren Lehreffekt. 

Eine weitere sich bewährte Methode sind kleine OPAL-Tests, die als Vorbereitung zum Praktikum unter Nutzung der Versuchsanleitung von jedem Studierenden absolviert werden müssen. Damit erreicht man eine gute Durcharbeitung der Anleitung. Diese Tests können mehrmals ohne Zeitbegrenzung von zu Hause aus durchgeführt werden. Einen Eingangstest zu Beginn des Praktikums lehnen wir aus zeitlichen und didaktischen Gründen ab. Folge ist nämlich, dass nur für den Test gelernt und das Praktikum selbst nur inaktiv absolviert wird.

Von den Studierenden eingereichte Protokolle, in denen oft viel Zeit und Fleiß drinsteckt, bewerten wir immer und geben diese mit Bemerkungen als Feedback zeitnah wieder zurück. 

Wie motivieren Sie Ihre Studierenden?

Wir führen zu Beginn des Semesters für jede Studiengruppe eine Einführungsveranstaltung im jeweiligen Labor zum Praktikum durch. Dabei werden die Grundlagen kurz betrachtet und die Versuche vorgestellt. Wir nennen das zum Beispiel „Hydraulik auf dem Bierdeckel“. Da passen grundlegende Gleichungen drauf. Wenn man vom Einfachen zum Komplizierten, gespickt mit verständlichen und allgegenwärtigen Praxisbeispielen, geht, nimmt man auch die etwas skeptisch Veranlagten mit. Man muss also in der Lage sein, die jungen Leute „anzuzünden“, denn wer Spaß am Praktikum hat, macht das auch gern und sammelt viel Wissen an.

Zu welcher Haltung/Methode/Einstellung würden Sie Kollegen raten, die gerade erst mit Lehre beginnen?

Wir sprechen jetzt vom Praktikum: Egal ob es einen fertigen Versuchsstand gibt oder ob dieser erst noch konzipiert werden muss, man benötigt im Vorfeld eine didaktisch sinnvolle Strategie für Versuche, die durchgeführt werden sollen. Niemanden nützt ein großer und teurer Versuchsstand, an dem man nur einen oder zwei spezielle Versuche durchführen kann. Hier spielt unserer Meinung nach der Nachhaltigkeitsgedanke eine wesentliche Rolle. Ein Versuchsstand sollte viele unterschiedliche Versuche ermöglichen, sollte leicht zu bedienen und mit Messtechnik ausgestattet sein, die auch an anderen Versuchsständen sich wiederfindet. Das kann zum Beispiel auch an einem Fahrzeug, welches als Versuchsobjekt dient, realisiert werden. So nutzen wir u. a. einen Multicar, an dem wir fünf unterschiedliche Versuche durchführen können. 

Was extrem wichtig ist, sind aussagefähige und verständlich verfasste Versuchsanleitungen, die im Vorfeld (zu Semesterbeginn) den Studierenden zur Verfügung gestellt werden. Dazu kommen die bereits erwähnten Opal-Tests als sinnvolle Vorbereitung. Auch die Abstimmung zwischen Vorlesung, Übung und Praktikum ist sehr wichtig. Vieles wird durch die Praktika deutlich leichter aufgenommen und die theoretischen Zusammenhänge so gefestigt.

Neuen, in der Lehre tätigen Kollegen, geben wir folgenden Rat mit: Nie mit dem erhobenen Zeigefinger auf die Studierenden zugehen und beweisen wollen, dass Sie nichts wissen. 

Was sind die Herausforderungen für die Lehre der Zukunft?

Zukünftig muss man sich natürlich der voranschreitenden Digitalisierung im Maschinenbau stellen. Junge Leute gehen heute ganz anders mit elektronischem Equipment um, welches auch sinnvoll in der Lehre eingesetzt werden muss. Hier ist zudem eine fachübergreifende Ausbildung nötig. Aktuelles Beispiel ist bei uns an der Fakultät der Masterstudiengang „Angewandte Robotik“, in dem wir unter anderem mit praktischen Pneumatikversuchen integriert sind. Allerdings sollte man in der maschinenbautechnischen Ausbildung bodenständig bleiben, also nicht alles, salopp ausgedrückt, der „KI“ überlassen, sondern mal eine Gleichung aufstellen und lösen oder eine Skizze per Hand zeichnen. Von Online-Lehre im Praktikum halten wir nicht viel, denn begreifen kommt von „Begreifen“, also anfassen und selbst machen. Corona war hoffentlich eine Ausnahme und kostete uns viel Kraft und Mühe. 

Welche Rahmenbedingungen braucht gute Lehre? 

Bedingungen für gute und interessante Praktika sind modern ausgestattete Laborräumlichkeiten. Dazu kommt eine zeitgemäße Mess- und Rechentechnik. Um bestehende Versuchsstände auf dem aktuellen Stand zu halten und/oder neue Versuchsstände zu bauen bzw. zu kaufen, braucht es die entsprechenden materiellen Zuwendungen seitens der Hochschule und der Fakultät. Des Weiteren ist es wichtig, die Mitarbeiter wertzuschätzen und ihnen die Möglichkeit zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung zu geben. Nur so kann eine zielgerichtete und moderne Lehre sichergestellt werden.

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