Lehrpreis 2024

Lehrpreisträger der Fakultät Wirtschaftswissenschaften

Im Rahmen der feierlichen Übergabe der Lehrpreise durch die Rektorin Prof. Katrin Salchert am Dies academicus wurden 10 Kolleginnen und Kollegen für ihre Leistungen ausgezeichnet. 

Die Lehrpreise der Fakultät Wirtschaftswissenschaften 2024 wurden an Prof. Ingo Gestring und Dr. Andreas Heinen übergeben.

Dr. Andreas Heinen gestaltet seine Lehrveranstaltungen in Marketing und allgemeiner Betriebswirtschaftslehre stets so, dass die Studierenden sehr gut folgen können, besonders da er individuell auf die Studierenden eingeht und jederzeit weiterhilft. Er bindet die Studierenden aktiv in die Lehrveranstaltung ein und ist jederzeit offen für Fragen, die er umfassend beantwortet. Nicht nur deswegen empfinden ihn die Studierenden als besonders sympathisch. Zitat Studierende: „Er ist motiviert und gestaltet jede Lehrveranstaltung zu einem Erlebnis. Selbst um 7:30 Uhr in der Früh hat man Spaß daran, in seinem Hörsaal zu sitzen.“

Wir gratulieren den Lehrpreisträgern 2024 der Fakultät Wirtschaftswissenschaften recht herzlich für ihre Leistungen in der Ermöglichung guter Lehre an der HTW Dresden!

Interview mit Dr. Andreas Heinen

Sie haben - zusammen mit Prof. Ingo Gestring - den Lehrpreis der HTWD für die Fakultät Wirtschaftswissenschaften verliehen bekommen. Was macht für Sie gute Lehre aus? 

Gute Lehre macht zunächst einmal neugierig und sensibel für die Themen, sie löst bei die den Studierenden etwas aus: Manchmal hört man geradezu den Groschen fallen. Denn die eigentliche Aufgabe eines Dozenten ist, sich überflüssig zu machen: Wir können Studierende nicht auf alle Anforderungen und Probleme ihres künftigen Berufslebens vorbereiten. Wenn diese sich Lösungsstrategien erarbeiten können, dann nehmen sie viel mehr mit, als wenn wir sie mit Wissen „vollstopfen“. Wobei – solides Grundlagenwissen schadet nicht! Im Kern ist unsere Aufgabe als Dozenten aber nicht, Wissen zu vermitteln, sondern individuelle Lernprozesse zu moderieren. Die Welt ändert sich (nicht nur) durch Digitalisierung und KI so dramatisch, das statisches Wissen zum Teil schneller veraltet, als wir unsere Powerpoint-Folien umbauen können.

Sie wurden im Zuge der Nominierung unter anderem für die aktive Einbindung der Studierenden in die Lehrveranstaltungen gelobt. Wie genau binden Sie Studierende in die Lehre ein und aktivieren diese?

Ich möchte das an einem Beispiel erläutern: Im Fach Marketing kommt man um das Thema Marktforschung nicht herum. Dabei muss man sich auch mit statistischen Verfahren der Datenanalyse auseinandersetzen. In der Vorlesung habe ich in die ratlosen Gesichter der Studierenden geblickt, als es um Multidimensionale Skalierung oder Faktorenanalyse ging. Also haben wir es ausprobiert: In Kleingruppen wurden Stimuli vorbereitet – von Kugelschreibern über Gummibärchen und Nuss-Nougat-Creme bis zu Trinkflaschen wurde da einiges aufgefahren. Dann mussten alle nach den Vorgaben des jeweiligen Verfahrens die Produkte testen. Das hat bei einer Conjoint-Analyse zwar nicht geklappt und bei der Verkostung von Bier habe ich darauf bestanden, dass diese privat am Abend durchgeführt wird, aber mit den Daten konnten wir dann rechnen und hatten auch sinnvolle Ergebnisse. Und ich hoffe, die statistischen Verfahren haben so etwas von ihrem Schrecken verloren.

Wie motivieren Sie Ihre Studierenden?

Das mache ich nicht bewusst. In Vorlesungen kommt mir vielleicht zugute, dass ich lange in der Theaterbranche unterwegs war: Eine gute Dramaturgie hilft, ein bisschen Show ist auch OK, solange die Inhalte nicht leiden. In Seminaren geht es um Wertschätzung und Respekt. Manchmal möchte ich die Studierenden noch stärker aus der Reserve locken – daran arbeite ich noch…

Zu welcher Haltung/Methode/Einstellung würden Sie Kollegen raten, die gerade erst mit Lehre beginnen?

Ich finde das sehr schwierig, weil jede Lehrperson anders ist – und das ist auch gut so, das macht das Studium abwechslungsreich. Und auch die Fachgebiete unterscheiden sich: Ich unterrichte Marketing, das ist ein sehr buntes und anschauliches Themengebiet, andere Fächer erfordern da einen anderen Zugang. Am Ende muss jede Dozentin und jeder Dozent authentisch bleiben. Mich hat eine hochschuldidaktische Ausbildung in meinem Lehransatz sehr bestärkt. Ein Rhetorik-Training schadet ebenfalls nicht.

Was sind die Herausforderungen für die Lehre der Zukunft?

Zwei große Aufgaben sehe ich auf uns zukommen: 

Im Marketing sprechen wir von der Customer-Journey und wir werden uns angesichts der Entwicklung der Studierendenzahlen und der Anforderungen des Arbeitsmarktes immer wieder aufs Neue mit unserem Angebot befassen müssen. Im aktuellen Wintersemester probieren wir ein neues Format für eine Startwoche aus, bei dem wir in einem Retreat in Tschechien den Einstieg in das Studium erleichtern wollen, ein anderes Team arbeitet an einer Absolventenfeier. Damit haben wir zwei Eckpunkte gesetzt. Davor, dazwischen und danach – Stichwort: lebenslanges Lernen – gibt es sicher auch inhaltliches und organisatorisches Verbesserungspotential, und es lohnt sich, das immer wieder in den Blick zu nehmen.

Der zweite Aspekt ist eine digitale Revolution, ausgelöst durch die KI-Anwendungen. Die Skills, die unsere Absolventinnen und Absolventen in fünf Jahren brauchen, können wir im Moment noch nicht abschätzen. Ich stehe im engen Austausch mit Marketing-Kolleginnen und -Kollegen von anderen HAWs – wir stehen alle vor derselben Herausforderung und versuchen gerade auf Workshops und Fachtagungen gemeinsam, am Puls der Zeit zu bleiben. Das gilt auch ganz banal für Prüfungsanforderungen – was dürfen die Studierenden an eine KI auslagern, was müssen sie selbst leisten? Diese Fragen gab es vor drei Jahren noch nicht.

Welche Rahmenbedingungen braucht gute Lehre? 

Das hängt sehr stark vom Fachgebiet an: Was zum Beispiel die räumliche Ausstattung angeht, bin ich mit meinem Fach sehr genügsam, Naturwissenschaftler brauchen gute ausgestattete Labore, andere Disziplinen erfordern umfassende IT inklusive teurer Software. Ich habe schon mal ein Semester in einem Biotopgarten Marketing unterrichtet – Zettel und Stift haben genügt. 

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das eine größere Flexibilität bei den Prüfungsformen: Früher hieß es: „Prüfungsleistung nach Maßgabe des Lehrangebots“, das heißt, als Dozent konnte ich die Prüfungsform selbst festlegen. Heute ist vorgeschrieben, in welchem Modul eine Klausur geschrieben oder eine alternative Prüfungsleistung erbracht werden muss, unabhängig davon, ob es zum Thema und didaktischen Ansatz der Lehrveranstaltung passt.

Persönlich habe ich sehr gute Erfahrungen mit interdisziplinärer Lehre gemacht – im Team-Teaching. Zwei Dozenten übernehmen abwechselnd die Lehrveranstaltung, der jeweilige andere gibt den Side-Kick – wie in einer Fernseh-Show. Das lockert ungemein auf und animiert auch die Studierenden, sich stärker zu beteiligen. Darf ich träumen? Wenn das für eine Veranstaltung pro Semester deputats-technisch zulässig wäre, könnte man spannende Projektveranstaltungen anbieten…

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