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Nico Beier
Erstellt von Nico Beier |

Wie können wir Lurchi schützen? – Sächsisches Feuersalamander Symposium 2025

Klimawandel, sich verschlechternde Bedingungen in seinen Lebensräumen und ein grassierender tödlicher Hautpilz: Es steht gar nicht gut um den Feuersalamander. Was können wir tun um den schwarz-gelben Sympathieträger zu schützen?

Beim Sächsischen Feuersalamander-Symposium 2025 im Senckenberg-Institut Dresden ging es um den Schutz des Feuersalamanders. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Naturschutz und Wissenschaft waren der Einladung des Biozentra (Transferzentrum für Biodiversität), der HTWD (Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden), der Universität Leipzig und der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden gefolgt, um sich über den Schutz des Feuersalamanders auszutauschen.

 

„Lurchi“ in Not

Er ist ein typischer Bewohner der feuchten Laubwälder, den man nur selten zu Gesicht bekommt. Und wenn man doch einmal Glück hat, ist das meist ein Grund zur Begeisterung, bei dem gerne das Handy für ein Foto gezückt wird. Doch wie andere Arten ist auch der Feuersalamander von sich verschlechternden Bedingungen in den Lebensräumen betroffen. In Sachsen gilt der Feuersalamander mittlerweile als stark gefährdet, in Deutschland steht er auf der Vorwarnliste.

Auch der Klimawandel macht ihm zunehmend Probleme: Lange Trockenphasen führen immer häufiger und länger zum Austrocknen seiner Gewässer, Starkregenereignisse lassen die Gewässer anschwellen und reißen die jungen Salamander-Larven fort. Zudem sorgt ein gefährlicher Hautpilz, die sogenannte „Salamanderpest“ (Batrachochytrium salamandrivorans, kurz BSal), für große Besorgnis bei Artenschützern. Dieser breitet sich stetig von Westen her in Deutschland aus und kann ganze Feuersalamander-Populationen ausrotten. Kurzum: Es steht nicht gut um den schwarz-gelben Sympathieträger.

Das Sächsische Feuersalamander-Symposium 2025

Für den Erhalt des Feuersalamanders ist Deutschland in hohem Maße verantwortlich („Art mit nationaler Verantwortlichkeit“), da ein großer Anteil der weltweiten Population in Deutschland verbreitet ist. In Sachsen bildet die Sächsische Schweiz einen Verbreitungsschwerpunkt. Wie können wir dieser Verantwortung gerecht werden und den Feuersalamander schützen und erhalten? Welche Maßnahmen sind in Sachsen nötig, falls der Hautpilz BSal den Freistaat erreicht? Diese Fragen waren die Hauptthemen des „Sächsischen Feuersalamander-Symposiums 2025“ in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden.

Sächsische Allianz zum Schutz des Feuersalamanders

Ein zentraler Anlass des Symposiums war die Vorstellung der Projektergebnisse des Forschungsprojekts „Monitoring- und Frühwarnsystem zum Feuersalamandervorkommen in der Sächsischen Schweiz“ (2023–2025), das durch den ELER im Rahmen des EPLR gefördert wurde und von der HTWD, den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden und der Universität Leipzig  durchgeführt wurde.

Feuersalamander-Projekt

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Die Vorstellung der Projektergebnisse bildete den ersten der drei Themenblöcke des Symposiums. Im Rahmen des Projektes konnten aktuelle Vorkommen in der Sächsischen Schweiz dokumentiert und Erfassungslücken – auch dank einer Citizen-Science-Kampagne  – geschlossen werden, Zudem konnten statistische Verbreitungsmodelle berechnet werden, die Hinweise auf weitere, bisher noch nicht nachgewiesene Populationen geben oder aber Gebiete identifizieren können, die durch Artenhilfsmaßnahmen als Lebensraum für den Feuersalamander aufgewertet werden können so Prof. Ulrich Walz (HTWD), Florian Meerheim (HTWD), Gian Lucca Naccarato (HTWD) und Franziska Leonhardt (Senckenberg / HTWD) in ihren Beiträgen.

Ein weiterer Aspekt des Projektes, der Hautpilz BSal, wurde von Prof. Sebastian Steinfartz (Uni Leipzig) vorgestellt. Feuersalamander wurden auf BSal getestet, und gemeinsam mit Naturschutzbehörden wurde ein „BSal-Notfallplan“ erarbeitet. Zudem wurden populationsgenetische Analysen durchgeführt um Schutzeinheiten gezielt zu definieren, abzugrenzen und zu bewahren.

Schutz und Management des Feuersalamanders

Im zweiten Themenblock ging es rund um den Schutz, das Monitoring und das Management des Feuersalamanders. Dazu waren diverse externe Referent*innen eingeladen worden, die weitere wichtige Aspekte und auch Perspektiven aus anderen Bundesländern in das Symposium brachten.

So wurden die bereits seit mehreren Jahren laufenden Projekte zum Feuersalamander-Monitoring des BUND Sachsen e. V. von Lorenz Laux und Heidi Enderlein vorgestellt. Heiko Uthleb vom Amphibien- und Reptilienschutz in Thüringen e. V. und Uwe Friedel vom BUND Naturschutz in Bayern e. V. ermöglichten mit der Vorstellung von Lebensraumaufwertungs- und Artenhilfsprogrammen aus Thüringen und Bayern einen Blick über den „sächsischen Tellerrand“. Eine spannende neue Möglichkeit zur Ergänzung des Monitorings stellte Denise Heidl von der HTWD mit ihrem Vortrag zum Feuersalamander-Nachweis über Wasserproben mittels eDNA (Umwelt-DNA) vor. Diese Einblicke aus angewandten Forschungs- und Schutzprojekten wurden durch Perspektiven der sächsischen Naturschutzbehörden, vorgestellt durch Norman Schiwora von der UNB Mittelsachsen und Holger Lueg vom LfULG, ergänzt.

Ausbreitung der Salamanderpest

Im letzten Themenblock ging es um den für den Feuersalamander tödlichen Hautpilz BSal, die Salamanderpest. Durch die fortschreitende Ausbreitung des eingeschleppten Erregers haben die sächsischen Populationen eine herausragende Bedeutung für den Erhalt des Feuersalamanders in Deutschland und Europa. Da in Sachsen bislang keine Nachweise vorliegen, sind ein regelmäßiges Monitoring und ein Maßnahmenplan im Falle eines Ausbruchs essenziell.

Der erlassene Notfallplan für Sachsen wurde von Benjamin Schellenberger-Costa von der Landesdirektion Sachsen vorgestellt. Zum Vergleich stellte Hubert Laufer den BSal-Maßnahmenplan aus Baden-Württemberg vor. Laufer hatte diesen als selbstständiger Landschaftsökologe und Vorstand des Amphibien-/Reptilien-Biotop-Schutz Baden-Württemberg e. V. selbst mitentwickelt. Zuletzt gab es auch einen Hoffnungsschimmer: Lara Gemeinhardt von der Universität Leipzig beleuchtete in ihrem Vortrag nicht nur die aktuelle BSal-Situation in Nordrhein-Westfalen, sondern berichtete auch über Indizien für eine mögliche Resistenz der Population im Essener Kruppwald, die sie in ihrer Doktorarbeit untersucht.

„Es braucht alle Akteure für den Schutz des Feuersalamanders“

Zwischen den Themenblöcken wurde das Vortragsprogramm durch Pausen aufgelockert, die intensiv zur Vernetzung und zum fachlichen Austausch genutzt wurden. In der Mittagspause gab es neben einem leckeren Mittagessen auch eine kleine Postersession. Dort hatten die Teilnehmer*innen der Tagung selbst die Gelegenheit, ihre eigenen Projekte rund um den Feuersalamander zu präsentieren und mit Fachkolleg*innen ins Gespräch zu kommen.

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es noch eine offene Podiumsdiskussion, bei der die Referenten über Handlungserfordernisse sowie weitere Forschungsbedarfe diskutierten. Auch die Teilnehmer*innen waren eingeladen, sich durch Fragen oder direkt an der Diskussion zu beteiligen. Die Diskussion machte folgendes deutlich:

Es braucht die Zusammenarbeit aller Akteure, sowohl aus der staatlichen Naturschutzverwaltung als auch aus der Forschung, den Naturschutzverbänden und Ehrenamtlichen, um den Feuersalamander erfolgreich zu schützen und der besonderen Verantwortung für dessen Arterhalt gerecht zu werden.

Führung durch die herpetologische Sammlung

Zuletzt wurde das Symposium mit einer Führung in die herpetologische Sammlung der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen abgerundet, die ansonsten der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Dr. Raffael Ernst, Leiter der Sektion Herpetologie und Mitveranstalter des Symposiums, gab einen Einblick in die Bedeutung der Sammlung. In der Sammlung sind auch viele Feuersalamander enthalten, die historische Vorkommen des Feuersalamanders dokumentieren und für die Forschung von unschätzbarem Wert sind.

Wir danken unseren Referent*innenKooperationspartner*innen und Teilnehmer*innen für die gelungene und erkenntnisreiche Veranstaltung!

Feuersalamander Funde melden!

Sie haben einen Feuersalamander gesehen? Helfen Sie mit bei der Forschung und melden Sie den Fund!

Ein Feuersalamander im Moos
Susanne Uhlemann

Weiterführende Links

Weitere Dokumente/ Antragsformulare finden Sie hier: https://www.htw-dresden.de/news

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Dr. rer. nat. Franziska Leonhardt

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter

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