Kunstmöbel treffen auf Designintervention
Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigt aktuell die Ausstellung „Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof“. Zwischen den Möbeln aus dem 18. Jahrhundert lädt eine interaktive Intervention, die von Studierenden der Fakultät Design entworfen wurde, zum Nachdenken über die Werke des Kunsttischlers ein.
Die Ausstellung, die in den Paraderäumen des Schlosses präsentiert wird, widmet sich dem Werk des Kunsttischlers Jean-Pierre Latz (1691–1754). Seit dem 18. Jahrhundert gehörten die in der Werkstatt von Jean-Pierre Latz gefertigten Möbel zu den wichtigsten Ausstattungsstücken europäischer Höfe, so wie dem in Dresden.
In den Räumen der Ausstellung wird auch eine Arbeit von Designstudierenden der HTWD gezeigt. Das Objekt ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltung im Sommersemester 2024, in der sich die jungen Designerinnen und Designer kritisch mit vier Objekten in den Paradeappartements des Dresdner Schlosses auseinandersetzen.
Ausganspunkt ihrer Recherchen war ein Zitat des Anthropologen Grégory Delaplace (2013): „Gespenster lassen in uns blitzartig den unheimlichen Verdacht aufkommen, dass das, was wir wahrnehmen, vielleicht gar nicht die ganze Welt ist. (…) Sie weisen auf das unheimliche Gefühl hin, dass die Welt nicht mit einem einzigen Wahrnehmungsschema erfasst werden kann.“
Welche Ideen und Wertvorstellungen „spuken“ also in den Gegenständen der Paradeappartements? Und wen repräsentieren sie und wessen Geschichten bleiben unsichtbar? – Diesen Fragen gehen die Designstudierenden in ihren Arbeiten nach. Sie gestalteten im Team interaktive, prototypische Interventionen.
Geister der Vergangenheit und Gegenwart kommen zu Wort
Eines der entstandenen Objekte ist die GhostBox, die nun in der Ausstellung gezeigt wird und sich vor den Standuhren von Jean Pierre Latz befindet. Zu hören sind der Geist eines Händlers, der von den Ursprüngen kolonialer Handelsbeziehungen erzählt; Mutter Natur, die den Raubbau an Tier und Mensch beklagt, der für die Gewinnung von Rohstoffen zur Produktion der Uhr notwendig war; der Geist von Jean Pierre Latz selbst, der die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Vergolder thematisiert; sowie der Geist derjenigen, die sich heute für eine sozial gerechtere Welt engagieren und damit auf die Errungenschaften demokratischer Gesellschaften aufmerksam machen.
Die GhostBox wurde von den Studierenden Anne Voigt, Antea Tarousa, Karl Herrmann, Vanessa Pelger entwickelt. Sie ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem Fachgebiet Kommunikationsgestaltung der HTWD (Prof. Diana Simon, Franz Ferdinand Richter) und der Abteilung Vermittlung, Outreach und Gesellschaft (Christine Gerbich, Sandra Janßen) sowie dem Kunstgewerbemuseum (Thomas Geisler, Christiane Ernek-van-der-Goes, Sojin Baik), die im Rahmen des BKM-geförderten Projekts „Museen als aktive Orte der Demokratie“ realisiert wurde. Durch diese Projektförderung wird es zudem möglich, mit einer Gruppe von Transformer*innen an ausgewählten Tagen ins Gespräch zu kommen, sich über die Arbeit hinter den Kulissen eines Museums zu informieren oder auch globale Perspektiven auf die Ausstellungsthemen zu werfen.
Die Ausstellung „Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof“ ist noch bis zum 2. Februar 2025 im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu sehen.
Die GhostBox bei undsonstso
Am 7. November stellt Professorin Diana Simon das Projekt bei der Veranstaltung undsonstso an der HTWD vor.
Weitere Informationen zur Ausstellung: https://kunstgewerbemuseum.skd.museum/ausstellungen/jean-pierre-latz/
Weitere Informationen zur Ghostbox: https://www.skd.museum/ghostbox
Kontakt
Prof. Dipl.-Des. Diana Simon
Professorin für Kommunikationsgestaltung und Auslandsbeauftragte
- U 613
- +49 351 462 2485