Crowdworker weltweit analysieren Millionen von Bilddaten für die Künstliche Intelligenz.
Unsplash/Chris Barbalis
Crowdworker weltweit analysieren Millionen von Bilddaten für die Künstliche Intelligenz.

Digitale Wanderarbeiter für autonomes Fahren

Professor Florian A. Schmidt stellte in Paris eine Studie vor, in der er die Arbeitsbedingungen von Crowdworkern untersucht.

Die Nachfrage nach hochpräzisen Trainingsdaten für die Modelle Künstlicher Intelligenz (KI) der Automobilindustrie steigt stark an. Enorme Mengen dieser Daten sind nötig, um autonomes Fahren zu ermöglichen. Damit aus selbstlernenden Algorithmen selbstlenkende Fahrzeuge werden können, braucht es zunächst viel menschliche Arbeit. Diese wird von Crowdworkern auf der ganzen Welt geleistet. Sie bringen den lernenden Maschinen das Hören, das Sehen und das umsichtige Fahren bei, indem sie Millionen Bilddateien mit Verkehrssituationen präzise so aufbereiten, dass sie für die KI zu verarbeiten sind. Da die Qualitätsanforderungen hoch sind, haben sich dazu spezialisierte Crowdwork-Plattformen etabliert.

Dr. Florian Alexander Schmidt, Professor für Designtheorie an der HTW Dresden, hat diesen neuen Trend in der Crowdsourcing-Branche sowie dessen Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen der Crowdworker untersucht. Die Ergebnisse seiner im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung durchgeführten Studie stellte Schmidt in der vergangenen Woche in Paris vor. Anlass war eine Konferenz der französischen Regierungsorganisation France Stratégie, bei der sich politische Entscheidungsträger mit den neuesten Ergebnissen aus der Arbeitsforschung auf diesem Gebiet auseinandersetzten.

Trotz der steigenden Qualitätsanforderungen handele es sich bei Crowdwork weiterhin um einen extrem unbeständigen globalen Arbeitsmarkt, so Schmidt in seiner Keynote. „Der Wert der Arbeit ist permanent aus zwei Richtungen bedroht: Durch das ständige Wettrennen mit der Automatisierung und dadurch, dass die Arbeit dynamisch zu jenen Menschen auf der Welt fließt, welche die niedrigsten Löhne zu akzeptieren bereit sind – sei es, weil es sich um Hobbyisten handelt oder weil ihre wirtschaftliche Not besonders groß ist.“ So komme derzeit auf manchen Plattformen das Gros der Crowdworker aus Venezuela. Die sehr gut qualifizierten Arbeitskräfte aus einem Land mit instabiler Wirtschaft bieten ihre Arbeit zu sehr niedrigen Preisen an. Für viele Venezolaner sei Crowdarbeit „zur Devisen bringenden Lebensader geworden. Sie sind Teil eines Heers von digitalen Wanderarbeiterinnen und -arbeitern, die wie Erntehelfer zwischen den neuen Plattformen hin und her ziehen.“

Die vollständige Studie: www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_417.pdf