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Erstellt von Miriam Walther |

Alumni-Story: Nico Beier (Umweltmonitoring)

Nico Beier studierte Umweltmonitoring und Landschaftsentwicklung an der HTWD. Seine Leidenschaft für Biologie wurde durch David Attenborough und ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Schwarzwald geweckt. Inzwischen engagiert er sich im Transferzentrum für Biodiversität - BIOZENTRA, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Wie er von Stuttgart nach Dresden kam, erzählt er im aktuellen Alumni-Interview.

Sie haben an der HTWD den Bachelorstudiengang „Umweltmonitoring“ und den Masterstudiengang „Landschaftsentwicklung“ studiert. Wie sind Sie zum Studium nach Dresden gekommen, was hat Sie an dem Fach interessiert? 

Puh, das war kein geradliniger Weg nach Dresden zum Umweltmonitoring! Weder gehöre ich zu den Menschen, die schon als Kind wussten, was sie später einmal werden wollen, noch war Dresden als Studienort für mich eine naheliegende Wahl - ich komme aus dem Raum Stuttgart. Aber meine Faszination für Tiere und Pflanzen und ihre zum Teil sehr kuriosen und komplexen Lebensweisen wurde schon früh geweckt. Die Dokumentationen von David Attenborough und ähnlichen Naturforschern haben meine Neugier für die Biologie geweckt und ich konnte es nach der Einschulung kaum erwarten, endlich Biologieunterricht in der Schule zu haben. In der Oberstufe überlegt man sich natürlich, was man nach der Schule machen möchte. Ich hatte ein paar vage Vorstellungen - Biologie oder Forstwirtschaft zu studieren war eine davon. Und ich bin sehr froh, dass ich nach dem Abi nicht gleich studiert habe. Stattdessen habe ich ein Freiwilliges Ökologisches Jahr gemacht, in dem ich im Waldschulheim im Schwarzwald mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und viele tolle Erfahrungen gesammelt habe.

In dieser Zeit habe ich mich aus reiner Neugier für Botanik interessiert und mir ein Pflanzenbestimmungsbuch gekauft. Dann bin ich dem Thema verfallen und wollte Botanik oder Ökologie studieren, was es aber leider nicht als Studienfach gibt. So bin ich letztendlich zum Studium Umweltmonitoring gekommen. Trotz Zusagen von anderen Universitäten habe ich mich schließlich für Dresden entschieden, weil der Studiengang thematisch breit aufgestellt ist und man je nach Interesse während des Studiums ein relativ offenes Feld hat, in dem man später durch entsprechende Spezialisierung arbeiten kann.

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres Studiums gemacht?

Meiner Meinung nach gibt es etwas, das das Fach besonders auszeichnet, es verändert die gesamte Wahrnehmung der Umwelt. Wo man vorher nur eine ganz normale Wiese gesehen hat, sieht man jetzt den Glatthafer, die Wiesen-Witwenblume, den Scharfen Hahnenfuß, den Kriechenden Hahnenfuß, den Schachbrettfalter und, und, und. Kurz: Man lernt, seine Umwelt viel differenzierter wahrzunehmen. Und man ändert auch seine Einstellung zu vielen Dingen: Mit Insekten zum Beispiel konnte ich vor dem Studium nichts anfangen. Aber wenn man dann so viel über die Lebensweise dieser Tiere lernt und die unendliche Vielfalt, die Farbenpracht und die verrückten Anpassungen unter dem Mikroskop sieht, ändert man seine Meinung über diese Tiere und entwickelt auch Empathie für sie! Am Ende habe ich sowohl meine Bachelor- als auch meine Masterarbeit über Insekten geschrieben. Jedenfalls schlage ich seit dem Studium eine besonders nervige Stubenfliege nicht mehr so leichtfertig kaputt - das würde man bei einem Säugetier auch nicht tun! Außerdem ist eine der schönsten Fähigkeiten, die man im Studium Umweltmonitoring und Landschaftsentwicklung lernt, die Landschaft zu lesen.

Wie war der Studienalltag und welche persönlichen Erfahrungen haben sie gemacht?

Außerdem war es eine schöne Erfahrung, während des Studiums tolle neue Leute kennenzulernen, mit denen man durch das gemeinsame Interesse am Studienfach mehr gemeinsame Interessen hat, als es vielleicht in der Schule der Fall war. Übrigens habe ich während des Studiums auch meine Frau kennengelernt, die ebenfalls Umweltmonitoring und Landschaftsentwicklung studiert hat. Wir haben 2021 geheiratet und letztes Jahr wurde unser Sohn geboren! Daher habe ich natürlich auch eine besondere Beziehung zur HTWD und meiner Studienzeit hier.

Sie beschäftigen sich im Verbundprojekt Saxony5 mit Biodiversität. Welche Ziele und Projekte verfolgen Sie dort?

Der Klimawandel ist als Problem inzwischen auf dem Radar fast aller Menschen angekommen. Der dramatische weltweite Verlust an biologischer Vielfalt findet leider nicht so viel Aufmerksamkeit. Dabei ist der Verlust der biologischen Vielfalt vielleicht die größere der beiden Krisen. Sie ist entscheidend für die Stabilität und Funktionsfähigkeit der Ökosysteme und ihrer Ökosystemdienstleistungen, die uns unter anderem saubere Luft und trinkbares Wasser liefern und damit unser Überleben, unser Wohlergehen und unseren Wohlstand sichern! Biodiversität ist aber auch schön, faszinierend und natürlich ein Wert an sich. Mit dem Transferzentrum für Biodiversität - BIOZENTRA im Transferverbund Saxony5 verfolgen wir natürlich die Mission, die Welt zu retten - also den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen! Natürlich können wir dazu bestenfalls einen kleinen Beitrag leisten. 

Das tun wir zum Beispiel, indem wir Vorträge halten oder Veranstaltungen organisieren, um bestimmte Aspekte des Themas zielgruppengerecht aufzubereiten. So zum Beispiel eine Tagung zum Thema Biodiversität und Nachhaltigkeit für Akteure aus Industrie und Wirtschaft, die wir im Januar gemeinsam mit dem IHI Zittau/TU Dresden organisiert haben. Um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen, müssen alle gesellschaftlichen Gruppen ihren Beitrag leisten: Vom „Häuslebauer“ über den Landwirt bis zum Großkonzern. Dazu bedarf es zunächst eines entsprechenden Problembewusstseins. Mit unseren Aktivitäten wollen wir das Bewusstsein für die biologische Vielfalt, für die Probleme, aber auch für den Nutzen der Biodiversität stärken, damit wir endlich zum Handeln kommen!

Welche Handlungsimpulse sind damit verbunden?

Generell arbeiten wir viel, oft und gerne mit anderen Akteuren zusammen. Das ist nicht nur für die Arbeit sehr fruchtbar, weil man viele Synergien nutzen kann, sondern auch, weil es einfach Spaß macht! Außerdem bauen wir so ein breites und vielfältiges Netzwerk auf. In Zukunft möchten wir mit unseren Kooperationspartnern verstärkt Modellprojekte umsetzen und auch Projekte initiieren, um im Rahmen der angewandten Forschung innovative Lösungen und Strategien zu entwickeln, mit denen die biologische Vielfalt gezielt gefördert werden kann - auch um die Vorteile der Biodiversität gezielt nutzbar zu machen und so eine Win-Win-Situation für Umwelt und Mensch zu schaffen!

Wie wichtig ist es Ihrer Erfahrung nach, dass die Studierenden einen Bezug zur Praxis haben und Praktika absolvieren?

Extrem wichtig! Man kann noch so viel in einem Buch lesen oder in einer Vorlesung hören: Erst wenn man das Wissen anwenden muss, weiß man wirklich, ob man es verstanden hat. Mit anderen Worten: Ich kann in einem Buch ganz genau nachlesen, wie man eine Teekanne töpfert. Das heißt noch lange nicht, dass ich es hinterher auch kann. Und das gilt genauso für eine Biotopkartierung, eine Vegetationskartierung und vieles mehr. Das Praxissemester - zusammen mit den festen Studierendengruppen - war auch einer der Hauptgründe für mich, an einer HAW und nicht an einer Universität zu studieren. Neben dem Pflichtpraktikum im Studium habe ich immer wieder als SHK, aber auch bei einem Landschaftsarchitekten und (gegen Ende) auch als Freiberufler Praxisluft geschnuppert. Neulich habe ich zum Beispiel bei einem Termin einen Studenten getroffen, der ein Praktikum im Vorzimmer des Umweltministers gemacht hat und ihn auch zu vielen Terminen und Sitzungen begleiten durfte. An so etwas hätte ich während meines Studiums nie gedacht, aber die Möglichkeiten sind schier unendlich!

Was vermissen Sie aus Ihrer Studienzeit am meisten?

Jeden Tag mit einer Gruppe von Gleichaltrigen zu verbringen, mit denen man viel gemeinsam hat und mit denen man viele schöne, lustige, aber auch turbulente Momente erlebt. Aber auch, dass man immer wieder etwas Neues lernen und ausprobieren kann - vor allem auch Dinge, von denen man alleine vielleicht nicht unbedingt auf die Idee gekommen wäre, sich damit zu beschäftigen. Das erweitert den Horizont! Im Berufsalltag ist man ja oft genug Einzelkämpfer und die Zeit, die man hat, um Neues auszuprobieren, ist deutlich eingeschränkter, auch wenn ich wirklich viel Freiraum und Eigenverantwortung in meiner Arbeit habe, was ich sehr schätze!

 

Über das Studium Umweltmonitoring

Der Studiengang Umweltmonitoring vermittelt ein breites naturwissenschaftliches Grundwissen sowie umweltbezogene Rechts- und Wirtschaftskenntnisse. Die Studierenden erwerben umfassende Artenkenntnisse, praxisorientierte Mess- und Analysemethoden, Planungsverfahren und -techniken.
Bereits während des Studiums wird die Theorie in die Praxis umgesetzt. Deshalb absolvieren die Studierenden neben Vorlesungen, Übungen und Seminaren zahlreiche Labor- und Geländepraktika sowie ein Praxissemester. 

Noch Fragen zu Bewerbung und Studium?

Dann laden wir dich herzlich zur nächsten Informationsveranstaltung unserer Studienberatung am 4. Juni ein.
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Erstellt von Miriam Walther |

Kontakt

Prof. Dr. rer. nat. Frank Dziock

Studiendekan Umweltmonitoring (B.Sc.)

Prof. Dr. rer. nat. Frank Dziock

Dipl.-Ing. Britta Weber

Mitarbeiterin der Stabsstelle Internationales

Dipl.-Ing. Britta Weber