Absolventenporträt: Das Ding, um das sich alles dreht
Fahrräder begeistern Christoph Süße seit er 12 Jahre alt ist. Seine Leidenschaft hat der Absolvent der HTW Dresden zum Beruf gemacht.
Christoph Süße beendete sein Studium der Produktionstechnik 2016. In seiner Diplomarbeit, die er bei veloheld – einer Ausgründung von Design-Studenten der HTW Dresden – schrieb, entwickelte er eine Getriebe-Rahmenbrücke für Fahrräder. Nach einem kurzen Abstecher in das Angestellten-Dasein machte sich der 33-Jährige mit seiner eigenen Radmanufaktur selbständig. Vor einem Jahr, im März 2020, gründete er Sour Bicycles.
Herr Süße, was ist die Geschäftsidee hinter Sour Bicycles?
Wir konstruieren Räder, die wir auch selbst fahren wollen. Unsere Räder sollen qualitativ hochwertig, funktionell, haltbar und dennoch kostengünstig sein. Jeder kann sein Rad individuell gestalten. Über den Online-Konfigurator auf unserer Webseite kann man sich das Rad selbst zusammenstellen. Die Bandbreite reicht dabei vom Rennrad bis zum Mountainbike. Wir entwickeln hauptsächlich Rahmen und Gabeln. Die Rahmen lassen wir in Taiwan fertigen, denn dort liegt seit mehr als 30 Jahren das Know-how der Branche. Einmal im Jahr überprüfe ich vor Ort die Produktion.
Neben dem Direktvertrieb über unseren Laden in der Dresdner Neustadt oder unserem Webshop beliefern wir auch Fachhändler, die dann unsere Rahmen zu kompletten Fahrrädern aufbauen. Mittlerweile haben wir Kunden in Japan, USA, Kanada, Südafrika und Australien. Aber wir arbeiten auch bewusst mit lokalen Händlern zusammen.
Arbeiten Sie im Team oder allein?
Derzeit sind wir zu Dritt im Team. Ich kümmere ich hauptsächlich um die Produktentwicklung, das Marketing und den Kontakt zu den Händlern. Ein Kollege beschäftigt sich mit dem Einkauf und Produktservice. Der andere arbeitet in der Werkstatt und ist für die Montage und Versandvorbereitung zuständig. Je größer unser Team wird, umso definierter werden die Aufgaben.
Warum haben Sie sich nach dem Studium für die Selbstständigkeit entschieden und Ihr Unternehmen gegründet?
Nach dem Studium habe ich bei einem Unternehmen gearbeitet, das Elektroantriebe für Fahrräder herstellt. Nach drei Jahren entwickelte sich bei mir die Idee für eine eigene Sportradmarke. Meine Chefin war für dieses Vorhaben gleich zu begeistern und sie übertrug mir die Leitung des Projektes. Nach einem Wechsel in der Geschäftsführung ergab sich für mich die Möglichkeit, diese Marke zu übernehmen und mich damit selbstständig zu machen. Diese Chance habe ich ergriffen.
Was begeistert Sie besonders an Ihrem Job?
Das Rad ist das Ding, um das sich alles bei mir dreht. Die Begeisterung für den Radsport begleitet mich bereits mein halbes Leben. Mit der eigenen Fahrradmanufaktur habe ich quasi mein Hobby zum Beruf gemacht. Die Selbstständigkeit bietet mir ein extrem weites Aufgabenfeld. Ich begleite den gesamten Prozess der Entwicklung vom ersten Entwurf, über das Prototyping, den Besuch des Rahmenbauers in Taiwan bis hin zum Endprodukt und dessen Vertrieb. Es ein sehr befriedigendes Gefühl, dies alles selbst gestalten zu können.
Welche Erfahrungen aus dem Studium konnten Sie in ihr Unternehmertum mitnehmen?
Ich habe Produktionstechnik mit der Vertiefung Fertigungstechnik studiert. Das Studium ist sehr breit aufgestellt und vermittelt neben dem technischen Fachwissen auch Grundlagen der BWL. Das hilft mir aktuell sehr, den gesamten Produktionsprozess zu planen und zu begleiten. Unsere Produkte haben einen sehr hohen technischen Anspruch. Da ist es gut, ein grundsätzliches Verständnis für neue Technologien und Komponenten zu haben und zu wissen, wovon unsere Zulieferer sprechen.
Die Lehre hat einen hohen Praxisbezug und die Betreuung ist sehr persönlich. Es ist schon toll, wenn dein Professor, der die Vorlesung hält, auch die entsprechende Übung dazu anbietet. So gibt es immer die Möglichkeit direkt Fragen zu stellen. Eine bessere Vorbereitung für meine Selbstständigkeit hätte ich mir nicht vorstellen können.
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